- 2006 Denkmalschutz

Seit März 2006 steht die "Westliche Riederwaldsiedlung" als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Gemäß § 2 Abs. 2 (2) sind Kulturdenkmäler Straßen-, Platz- und Ortsbilder einschließlich der mit ihnen verbundenen Pflanzen, Frei- und Wasserflächen, an deren Erhaltung insgesamt aus künstlerischen oder geschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht (Gesamtanlagen). Nicht erforderlich ist, daß jeder einzelne Teil der Gesamtanlage ein Kulturdenkmal darstellt. In der Liste der Hess. Denkmäler http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/ kann man nach einzelne Adressen in der Riederwaldsiedlung suchen - wie z.B. Max-Hirsch-Straße 55 aber auch die Pestalozzischule (Vatterstraße 1), Engelsplatz oder die alten Häuser am Erlenbruch. _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

2006 Denkmalschutz für die westliche Riederwaldsiedlung
        
und doch ein bisschen Abriss und Neubau ..
.
          s. daz
u Liste der Bau-, Garten- und Kunstdenkmale in Frankfurt

 

Die stärkste Waffe, die der Staat für den Erhalt des Eigentums trotz gegenteiliger Bestrebungen seiner Eigentümer zur Verfügung hat, ist der Denkmalschutz. Winfried Naß und Bruni Marx waren in 80er Jahren bereits in dieser Richtung aktiv geworden.

Zwei Jahre nach Erlaß der Erhaltungssatzung gab es immer noch keine Gesprächs- bzw. Kompromissbereitschaft von Seiten des VBS. Die Politiker und die Stadtverwaltung wussten, dass eine Erhaltungssatzung kein endgültiger Schutz vor Abriß ist. Das kann – bis auf wenige Ausnahmen – nur der Denkmalschutz.


 

Anträge – vor allem wegen der kunsthistorischen Qualitäten der Siedlung waren bereits mehrfach abgelehnt worden. Der 2010 verstorbene Stadtverordnete Dr. Eberhard Dähne, Die LINKE und Mitglied des Gremiums erarbeitete die bisher nicht bekannten oder beachteten Facetten und legte dem  Denkmalbeirat die besondere geschichtliche Bedeutung der Riederwaldsiedlung dar. Der Heimatschutzstil, zu Beginn des Jahrhunderts entstanden, hatte durch die Vereinnahmung in die Propaganda des 3. Reichs den Ruch von Blut und Boden. Die Riederwaldsiedlung aber - im frühen Heimatschutzstil (ab 1910) erbaut, nahm  hier eine ganz andere, besondere Stellung ein. Die Riederwaldsiedlung war eine Arbeiterkolonie - ein Projekt der  Frankfurter Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und ihre Bewohner haben sich im Lauf der Geschichte immer politisch eindeutig links - KPD neueren Teil, SPD im VBS-Teil - orientiert. Von hier wurde ein großer Teil des Widerstand gegen die Nationalsozialisten und Hitler organisiert. So beschreibt Anna Seghers in ihrem (später von Hollywood mit Spencer Tracey verfilmten) Roman Das 7. Kreuz, wie der Flüchtling im Riederwald Unterstützung und Unterschlupf fand. Auch die Reichstagsabgeordnete Johanna Tesch (SPD) leistete Widerstand gegen den Faschismus –wie viele andere Unbekannte im Riederwald. Sie wurde hier verhaftet und starb im Konzentrationslager. Dr. Dähne konnte das Gremium überzeugen, dass die Riederwaldsiedlung nicht nur unter architektonisch-kunstgeschichtlichen, sondern unter politisch-historischen Aspekten ein wichtiges, erhaltenswürdiges Denkmal der Geschichte der Stadt ist.

Die CDU-Stadtverordneten Sybill Meister und Stefan Siegler stellten einen Antrag, „das Frankfurter Denkmalbuch um die Gesamtanlage Siedlung Riederwald West zu erweitern“ Frau Meister appelierte an den VBS, die eigenen Leitprinzipien zu bedenken und eine gute und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung am Riederwald sicherzustellen. Weder alte Menschen noch junge Familien sollen aus dem Riederwald wegziehen müssen. Wir brauchen deshalb den Denkmalschutz und städtische Finanzierungshilfen für die Instandsetzung der Gebäude und Wohnungen. Die CDU-Fraktion wird sich hierfür einsetzen“, so Meister und Siegler abschließend.“

Für den VBS kam diese Entscheidung überraschend, Ulrich Tokarski, seit Jahresbeginn der neue Vorstandsvorsitzende beim VBS, äußerte sich ablehnend bis skeptisch.

2006 - Der VBS trotzig ...aber die Gesprächsbereitschaft und die Zusammenarbeit mit den städtischen Ämtern
haben inzwischen eine entspanntere Situation erbracht.



Die Mitglieder der Denk-Mal-Initiative Riederwald (DMR) vor der Ladenzeile

 

Doch ein bisschen Abriss und Neubau ...

Völlig unbegreiflich - in Verkennung seiner rechtlichen Situation, hat der Vorstand des VBS dennoch versucht, vor Gericht die Abrissgenehmigung für die drei Blocks zu erstreiten – und scheiterte s. Kein Abriss in der Riederwaldsiedlung Letztendlich konnte der Vorstand aber doch in Verhandlungen mit der Stadt durchsetzen, dass er zumindest einen – von Bomben 1944 schwer geschädigten – Block durch einen Neubau ersetzen konnte. Und auch in den Verhandlungen über Ausnahmegenehmigungen für den Neubau war er recht erfolgreich: die Grundfläche durfte über den bisherigen Grundriss hinaus geplant werden, die Bauvorschriften für den Einbau eines Aufzugs konnte er ebenso umgehen wie die Einhaltung der Vorgartensatzung.

Die Vermietung des Neubaus gestaltete sich trotzdem schwieriger als die der sanierten Ladenzeile. Es hat wohl auch daran gelegen, dass ein Haus, das laut Bauschild mit 5 Geschossen geplant angekündigt wurde, keinen Aufzug hatte, das Treppenhaus eng, im Flur kein Abstellplatz für einen Kinderwagen und die Unterbringung von Fahrrädern im Fahrradkeller ziemlich beschwerlich. Die behindertengerecht ausgestattete Erdgeschosswohnung ist zwar großzügig geschnitten, aber preislich für den Großteil von behinderten Menschen nicht erschwinglich. Die Mieten für die neuen Wohnungen orientieren sich an der ortsüblichen Vergleichsmiete. Für die Maisonette im 3. und 4. Stock fand sich lange kein Mieter, wohl auch, weil der Erlenbruch in Sicht- und Hörweite ist und – ganz sicher hatten die Interessenten nicht nur vom täglichen Stau auf dem Erlenbruch, sondern auch von der drohenden Autobahnbaustelle erfahren.

Das Denkmalbuch für die Stadt Frankfurt lag bislang nur in gedruckter Form vor, erschienen 1986 und Neuauflage 1994. In der gedruckten Form des Denkmalbuchs ist die Riederwaldsiedlung also bisher nicht aufgenommen. Eine Digitalisierung mit fortlaufender Aktualisierung wurde inzwischen erstellt. Weitere Informationen dazu Liste der Bau-, Garten- und Kunstdenkmale in Frankfurt.

 


Hess. Denkmalschutzgesetz

 

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