- Geschlossene Bauweise - 4. Elbtunnelröhre

Seit März 2006 steht die "Westliche Riederwaldsiedlung" als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Gemäß § 2 Abs. 2 (2) sind Kulturdenkmäler Straßen-, Platz- und Ortsbilder einschließlich der mit ihnen verbundenen Pflanzen, Frei- und Wasserflächen, an deren Erhaltung insgesamt aus künstlerischen oder geschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht (Gesamtanlagen). Nicht erforderlich ist, daß jeder einzelne Teil der Gesamtanlage ein Kulturdenkmal darstellt. In der Liste der Hess. Denkmäler http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/ kann man nach einzelne Adressen in der Riederwaldsiedlung suchen - wie z.B. Max-Hirsch-Straße 55 aber auch die Pestalozzischule (Vatterstraße 1), Engelsplatz oder die alten Häuser am Erlenbruch. _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Die 4. Elbtunnelröhre als Beispiel für geschlossene Bauweise
In: Universallexikon


Ein Tiefbauprojekt technischer Superlative, das in geschlossener Bauweise ausgeführt wird,
ist der Bau der vierten Röhre des Elbtunnels in Hamburg.

Die ersten drei Röhren, die Anfang der 1970er-Jahre in offener Bauweise verlegt wurden, sind dem heutigen Verkehrsaufkommen kaum noch gewachsen. Daher soll eine vierte Röhre bis Mitte 2002 fertig gestellt werden, die nur wenige Dutzend Meter westlich von den vorhandenen Röhren verläuft. Anders als bei ihnen will man aber diesmal Behinderungen des Schiffsverkehrs während des Baus vermeiden.

Bewerkstelligt wird das Kunststück mit der derzeit größten Schildvortriebsmaschine der Welt. Ihr Durchmesser
beträgt 14,2 Meter, ihre Länge rund 60 Meter (einschließlich Nachläufer) und ihr Gewicht etwa 2600 Tonnen,
wovon allein 2000 Tonnen auf den zwölf Meter langen Schild entfallen. Auch bei den Kosten kann das Projekt
mit spektakulären Zahlen aufwarten: Rund eine Milliarde wurden 1997 dafür veranschlagt, ohne Zinsen; finanziert
wird das Ganze nach privater Vorfinanzierung vom Staat.

Der gigantische stählerne Erdwurm namens Trude (akronymisch für »tief runter unter die Elbe«) frisst sich seit
November 1997 vom Südufer aus nordwärts in Richtung Bernadotte-Straße unter der Elbe und unter einem
Wohngebiet hindurch. Die Vortriebsstrecke beträgt mehr als 2,5 Kilometer und führt in einer Tiefe von nur
sieben bis zehn Metern unter dem Elbboden entlang. Eine Mindesttiefe von der Größe des Tunneldurchmessers,
wie sie sonst aus Sicherheitsgründen branchenüblich ist, konnte hier nicht eingehalten werden, da an beiden
Ufern für die Tunneleinfahrt nur eine relativ kurze Strecke zur Verfügung steht und die Steigung dort auf
etwa 3,5 Prozent
begrenzt bleiben sollte. Der Vortrieb erfolgt dank Kreiselnavigation und lasergezielter
Steuerung millimetergenau.

Das zu durchfahrende Material ist sehr heterogen, weshalb der Mixschild von Trude eigens für den dortigen
Einsatz konzipiert und konstruiert wurde. Der Bohrkopf besteht aus fünf massiven Schneidenachsen, die mit
111 Stahlschabern und 31 Rollmeißeln bestückt sind, und ist von einem Schneidrad umgeben. Die Mitte des
Bohrkopfes ist getrennt drehbar, damit im Zentrum der Bohrbewegung auftretende Stauungen aufgelöst
werden können. Zwischen den Schneidenachsen, etwas weiter hinten, befinden sich Pressbacken, die Steine
von bis zu 1,2 Meter Durchmesser mühelos in ein maschinengängiges Format zerlegen — mühelos zumindest,
was die Techniker betrifft, die den Koloss steuern. Immerhin schluckt Trude beim Vortrieb 3 200 Kilowatt
elektrische Leistung. Rückwärtig gegen den Stahlbeton des Tunnels gestützt, erzeugt sie mit 32 doppelten Hydraulikpressen bis zu 15 000 Tonnen Anpressdruck für den rotierenden Vortriebsschild. Um die Reibung
an der Ortsbrust zu mindern und diese gleichzeitig hydraulisch zu stützen, wird eine Bentonitsuspension
vor den Schild gepumpt. Wasser- und Bodeneinbrüche lassen sich so verhindern, doch der Druck der
Stützflüssigkeit muss sorgfältig eingestellt werden, damit es nicht zu einem Ausbläser durch die relativ dünne
Erddecke kommt. Die aufgrund des Tidenhubs der Elbe schwankenden Druckverhältnisse müssen dabei
berücksichtigt werden. Das vom Bohrkopf abgetragene Material wird, vermischt mit Bentonitschlamm, nach
hinten aus der Röhre herausgepumpt. Dort wird das Gemisch aufgetrennt und der Schlamm in einem stetigen
Kreislauf wieder vor Ort befördert. Während Trude sich voranarbeitet, wird hinter ihrem zylinderförmigen Leib
der Tunnel ausgekleidet. Ein ringförmiger Greifer nimmt mit seinen Vakuumsaugplatten die Tübbings,
18 Tonnen schwere Stahlbetonsegmente, Stück für Stück auf und platziert sie exakt an ihrer Stelle in der
Tunnelwand, die unter geologisch günstigen Bedingungen täglich um bis zu 14, durchschnittlich aber nur
sechs bis sieben Meter länger wird. Bis zum Ende der Vortriebsstrecke, die im Herbst 1999 erreicht ist,
wird dieser Erektor 11 700 Tübbings herumgewuchtet und eingebaut haben.

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