Seit März 2006 steht die "Westliche Riederwaldsiedlung" als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Gemäß § 2 Abs. 2 (2) sind Kulturdenkmäler Straßen-, Platz- und Ortsbilder einschließlich der mit ihnen verbundenen Pflanzen, Frei- und Wasserflächen, an deren Erhaltung insgesamt aus künstlerischen oder geschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht (Gesamtanlagen). Nicht erforderlich ist, daß jeder einzelne Teil der Gesamtanlage ein Kulturdenkmal darstellt. In der Liste der Hess. Denkmäler http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/ kann man nach einzelne Adressen in der Riederwaldsiedlung suchen - wie z.B. Max-Hirsch-Straße 55 aber auch die Pestalozzischule (Vatterstraße 1), Engelsplatz oder die alten Häuser am Erlenbruch. _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Tunnelbau - Übersicht über die verschiedenen Methoden
Vor- und Nachteile der verschiedenen Techniken
Eine Spundwand (in einer offenen Baugrube) ist schnell eingerammt und wieder herausgezogen, billiger, aber sehr laut.
Die Schlitzwand ist leiser, aber auch eine offene Baugrube mit Störungen für den Verkehr.
Bei der Deckelbauweise wird nach Erstellung der Baugrube diese abgedeckt, geringere Verkehrsstörungen.
Die bergmännische Methode ist dagegen teurer, allerdings bleibt die Oberfläche ohne Störungen.
1. Aus dem Universal-Lexikon Tunnelbauten: Tunnelbauten: Offene und geschlossene Bauweisen
- sehr informativer Übersichtsartikel (Hervorhebungen von S.H.)
2. Aus Wikipedia: Tunnelbau (Hervorhebungen z.T. SH)
Universallexikon
Tunnelbauten: Offene und geschlossene Bauweisen
Die ersten »richtigen« Tunnel, die der Verkehrsverbindung dienten, waren von den Römern gebaute Straßentunnel.
Ein Beispiel ist der 690 Meter lange Tunnel zwischen Neapel und Pozzuoli, der im Jahr 36 vor Christus
vollendet wurde und auch heute noch befahrbar ist. Tunnelbau war bis zur Neuzeit nur in tragfähigem
Fels möglich, zu dessen Abtrag man sich der thermischen Spallation bediente: Das Gestein wurde
durch Feuer erhitzt und anschließend mit kaltem Wasser abgeschreckt, wobei es zerplatzte.
Im Mittelalter kam der Tunnelbau jedoch wegen der unzulänglichen Technik fast völlig zum Erliegen.
Er lebte erst im 17. Jahrhundert mit der Einführung des Schwarzpulvers zum Gesteinsprengen
wieder auf. In erstmaliger Anwendung dieses Sprengstoffs wurde so zwischen 1679 und 1681
in Frankreich der 157 Meter lange, sieben Meter breite und 8,4 Meter hohe Malpas-Tunnel
für einen Schifffahrtskanal, den »Canal du Midi« (auch Languedoc-Kanal genannt), angelegt.
Eine weitere bedeutende Innovation stellte das von dem britischen Ingenieur Marc Isambard Brunel
entwickelte Schildverfahren dar, das Tunnelbau auch in weicherem Material als Fels ermöglichte
und erstmals in den Jahren 1824 bis 1842 zum Bau des 1,1 Kilometer langen Tunnels unter der Themse
in London zum Einsatz kam. Bei diesem nachfolgend auch im Bergbau verwendeten Verfahren wurde
ein über die gesamte Tunnel- bzw. Grubenbreite ragender Stahlschild mit Schraubwinden vorangepresst,
unterhalb dessen die Bergleute das Material durch Klappen hindurch abtrugen. Der entstehende Tunnel
wurde hinter dem Schild ausgemauert. Ein großes Problem stellten die bei der Flussuntertunnelung
häufig auftretenden Wassereinbrüche dar. Der britische Ingenieur James Henry Greathead ersann
1874 beim Bau des zweiten Themse-Tunnels eine Abhilfe, indem er den vordersten Tunnelabschnitt
mit Druckluft füllte. Arbeiter und Material wurden durch Druckluftschleusen transportiert. Um die
von Tauchern bekannte Druckfallkrankheit zu vermeiden, mussten die Arbeiter beim Verlassen
des Hochdruckbereichs einer langwierigen Dekompression unterzogen werden. Trotz dieser
Nachteile wurde der Greathead-Schild 75 Jahre lang ohne nennenswerte Änderungen nachgebaut
und eingesetzt. Der zweite Themse-Tunnel konnte dank der neuen Technik in nur einem Jahr
fertig gestellt werden.
Die ersten Verkehrstunnel dienten der Schaffung neuer Straßen- und Schifffahrtsverbindungen,
den größten Aufschwung erhielt der Tunnelbau damals jedoch von der Eisenbahn. In Deutschland
wurde der erste Eisenbahntunnel 1839 bei Oberau östlich von Meißen (Strecke Leipzig —Dresden)
fertig gestellt (512 Meter lang, erste Abtragungsarbeiten 1933).
Die frühesten großen Alpentunnel sind der über 13 Kilometer lange Mont-Cenis-Tunnel von 1857/71,
der 15 Kilometer lange Gotthard-Tunnel von 1872/82 (erste Druckluftbohrmaschine, erstmals Dynamit als Tunnelsprengmittel) und der 20 Kilometer lange Simplon-Tunnel von 1898/1906. Bisher längster Tunnel
mit 53,85 Kilometern Länge ist der 1971 bis 1988 erbaute Seikan-Tunnel (Untermeerestunnel) in Japan.
Der 50 Kilometer lange Eurotunnel (Kanaltunnel) zwischen Fréthun bei Calais und Cheriton bei Folkestone,
Baubeginn 1987, Eröffnung 1993, hat eine lange Vorgeschichte. Obwohl Pläne dazu von französischer
Seite bereits 1802 vorgelegt wurden, stellte sich England aus Furcht um die Sicherheit seiner Inselstellung
fast 200 Jahre lang dagegen.
Zum Tunnelbau gibt es verschiedene Verfahren, deren Wahl sich nach den örtlichen Gegebenheiten richtet. Grundsätzlich unterscheidet man beim Tunnelbau offene und geschlossene Bauweisen.
Offene Bauweisen
Wenn bei geringer Bodenüberdeckung ein Öffnen der Baugrube nach oben möglich und verkehrstechnisch
vertretbar ist, werden Tunnel in offener Bauweise erstellt. Die Baugruben werden durch Spund-, Schlitz- oder
Pfahlwände gestützt oder frei abgeböscht. Unterhalb des Grundwasserspiegels wird aus dichten
Baugrubenwänden und Abdichtungsinjektionen oder Unterwasserbetonsohlen ein dichter Trog erstellt.
Von der Stirnseite eindringende kleinere Wassermengen können abgepumpt werden. Die Wände lassen
sich zur Stabilisierung während der Bauarbeiten auch vereisen.
Bei der Deckelbauweise werden zunächst nur die Wände der Baugrube hergestellt, die sogleich mit einer
Abdeckung aus Fertigteilplatten versehen wird, um die Fläche über dem Deckel dem Verkehr wieder
zugänglich zu machen. Der Bau des eigentlichen Tunnels unterhalb des Deckels erfolgt erst danach.
Für Tunnel unter Gewässern werden Teilstücke der späteren Tunnelröhre an Land betoniert, an den
Einsatzpunkt geschleppt und dort abgesenkt, zusammengekoppelt und abgedichtet. Zur Auftriebssicherung
wie auch als Schutz beispielsweise gegen havarierte Schiffe werden Unterwassertunnel meist überschüttet.
Dieses Verfahren bietet sich jedoch nur an, wenn hierdurch der Schiffsverkehr nicht empfindlich gestört wird.
Ist dies der Fall, so müssen geschlossene Bauweisen angewendet werden.
Die Spreequerung als Beispiel für offene Bauweise
Im Bereich des Berliner Spreebogens entstehen zurzeit verschiedene Parlaments- und Regierungsbauten, die eine bequeme Verkehrsanbindung erfordern. Der knapp einen Kilometer nördlich davon gelegene Lehrter Bahnhof, eine ehemalige S-Bahn-Station, wird zu einem zentralen Großbahnhof ausgebaut. Ringsum entstehen neue Büro-, Verwaltungs-, Hotel- und Wohnungsbauten.
Zur Verkehrsanbindung des Knotenpunkts Lehrter Bahnhof werden die im Entstehen begriffenen Verkehrswege Bundesstraße 96, die vom zukünftigen Regionalbahnhof Potsdamer Platz nordwärts führende Eisenbahnlinie und die U-Bahn-Linie 5 in benachbarten Tunneln unter der Spree hindurchgeführt.
Die Arbeiten an diesen als Spreequerung bezeichneten Tunnelbauten wurden im Wesentlichen 1999 abgeschlossen.
Das Projekt stellte eine enorme technische und planerische Herausforderung dar.
Von der Seite der Verkehrsplanung war es anspruchsvoll, da die Baugrube für die Spreequerung eine zentrale
Baustelle war, an die sich zur Fortführung der Verkehrstunnel weitere Baustellen direkt anschließen. Die
Versorgung der Baustellen mit Material, die zum größten Teil per Bahn und Schiff erfolgt, und die Aufrechterhaltung
des normalen Straßen-, Schienen- und Schiffsverkehrs erfordert ein wohl durchdachtes Konzept und eine strikte Koordinierung sämtlicher Baumaßnahmen, die in allen Phasen und Details aufeinander abgestimmt werden müssen.
Auf der technischen Seite schied ein unterirdischer Tunnelvortrieb aus, da man die Tunnel hierfür wesentlich tiefer
unter der Spree hätte bauen müssen. Die Spreequerung musste somit in offener Bauweise ausgeführt werden.
Dabei ergab sich eine Baugrube von außergewöhnlich großen Dimensionen. Ihre Fläche beträgt etwa
200 Meter in Flussrichtung und etwa 170 Meter quer dazu. Die Grube war bis zu 19 Meter tief. Hinzu kommt,
dass der Baugrund nichtbindig ist — er besteht zu überwiegenden Teilen aus Sand und Kies — und dass der Grundwasserspiegel nur etwa drei Meter unter der Geländeoberfläche liegt. Eine Absenkung des Grundwasserspiegels kam nicht infrage, weshalb die Wand-Sohle-Bauweise gewählt wurde. Als Baustoff für Grubenwände und -sohle
musste wegen der großen Tiefe der Baugrube und des hohen Erd- und Wasserdrucks ein besonders belastbares, verformungsstabiles und wasserdichtes Material gewählt werden. Man entschied sich für Unterwasserbeton, in den
zur Stabilisierung Stahlfasern eingelagert wurden.
Der Bau der Tunnel und die Schaffung der dazu erforderlichen Baugrube ging in mehreren Schritten vonstatten. Vorbereitend wurde die Spree auf ein Gelände nördlich des vorherigen Verlaufs umgeleitet, damit der Fluss
während aller Bauphasen schiffbar blieb. Als erster Schritt wurde die Baugrube bis knapp oberhalb des Grundwasserspiegels ausgehoben. Dann wurden die Grubenwände in Schlitzbauweise hergestellt und mit Injektionsankern als Standsicherung im Boden außerhalb der Grube befestigt. Gleichzeitig wurden vorbereitend
mittels Hochdruckinjektion Auftriebsanker für die spätere Unterwasserbetonsohle geschaffen.
Jetzt wurde die Baugrube unter Wasser bis zur Endtiefe ausgehoben, die Unterwasserbetonsohle gegossen und
dabei an den Auftriebsankern befestigt.
Das innerhalb der Baugrube befindliche Grundwasser wurde nun abgepumpt. Anschließend wurden Sohlen, Wände
und Decken der einzelnen Tunnel parallel hergestellt. Die Oberfläche der Verkehrstunnel wurde durch eine
zusätzliche Stahlplatte gegen Beschädigung durch Ankerwurf, Baggereinwirkung und Schiffsuntergang
geschützt, die von einer etwa ein Meter dicken Erdschicht überdeckt ist.
Den Abschluss stellte die Verfüllung der Baugrube und die Rückverlegung der Spree in ihre alte Lage dar.
Die Gestaltung der Geländeoberfläche und die Arbeiten auf den Anschlussbaustellen dauern zurzeit noch an.
Geschlossene Bauweisen
Von besonderer Bedeutung ist für die Wahl einer geschlossenen Bauweise die Art des zu durchdringenden
Materials, was geologische Untersuchungen und Probebohrungen zu einer unabdingbaren Voraussetzungmacht. Moderne Tunnelbohrgeräte sind bis zu einem gewissen Grad in der Lage, mit wechselnden Boden- bzw. Gesteinsarten fertig zu werden.
Vorwiegend für Festgestein wurden die heute weitgehend überholten klassischen Bauweisen entwickelt.
Gemeinsam ist ihnen ein Pilotstollen zum Materialtransport und zur Entwässerung, von dem aus an vielen
Stellen gleichzeitig ausgebrochen und gesichert (gestützt) werden kann. In standfestem Gebirge ist ein
Vollausbruch ohne sofortige Sicherung des Querschnitts möglich, in gebrächem (brüchigem) Gebirge sind
mehrere Arbeitsgänge zur Herstellung von Teilausbrüchen notwendig, in druckhaftem Gebirge kann der
Querschnitt nur im Schutz eines voreilenden Ausbaus hergestellt werden. Bei den klassischen Bauweisen
wurde je nach der Gebirgsfestigkeit mit mechanischen Werkzeugen (beispielsweise Drucklufthammer) oder
durch Sprengen ausgebrochen. Nachteilig ist hierbei allerdings, dass die Festigkeit des überlagernden Gesteins
durch die Erschütterungen beeinträchtigt wird. Bei der deutschen oder Kernbauweise erfolgt der Abbau durch
neben- und übereinander vorgetriebene Stollen unter Belassen eines Erdkerns bis zum Schlussausbruch.
Bei der belgischen oder Unterfangungsbauweise wird von einem Firststollen aus die Kalotte ausgebrochen,
das Gewölbe eingezogen und anschließend die Strosse stufenweise oder als Ganzes abgebaut.
Bei der österreichischen oder Aufbruchbauweise wird der Querschnitt in hintereinander liegenden Abschnitten ausgebrochen, die zunächst mit Holz verbaut und anschließend ausgemauert werden. Bei der englischen oder Vortriebsbauweise wird das volle Profil abgebaut und das Gewölbe sofort eingezogen. Die italienische oder Versatzbauweise (nur für sehr schwieriges Gebirge) sieht die sukzessive Öffnung kleinerer Hohlräume vor, die
sofort mit bleibendem oder vorübergehendem Mauerwerk versetzt werden und nur einen kleinen Arbeitsstollen
offen lassen. Erst nach dem Schließen des Ausbaugewölbes wird das Lichtraumprofil durch Entfernen des Versatzmauerwerks freigelegt.
Die modernen Bauweisen eignen sich sowohl zum Tunnelvortrieb in Felsgestein als auch in lockerem Material. Beim Schildvortrieb wird ein meist kreisrunder Stahlzylinder in der Querschnittsgröße des späteren Tunnels mit hydraulischen Pressen vorgetrieben, die sich gegen das rückwärtig bereits fertig gestellte Gewölbe oder mit
Stahlpratzen gegen das Gestein abstützen. Gleichzeitig wird an der in Vortriebsrichtung befindlichen Stirnseite
des Zylinders im Schutz des starren Stahlmantels, des Schilds, der eigentliche Bodenabbau oder Gesteinsausbruch vorgenommen, sodass die überlagernden Massen zu keinem Zeitpunkt ungestützt sind. Als Messerschild kann der Vortriebsschild auch aus getrennten stählernen Dielen (Messern) bestehen, die nacheinander in das Gebirge gepresst werden, was die beim Vortrieb hinter dem Schild abzufangenden Reaktionskräfte verringert. Man unterscheidet
offene und geschlossene Systeme, je nachdem, ob die Abbaufront (Ortsbrust) direkt zugänglich ist, oder mit
einem Medium zur Stützung gefüllt und vom rückwärtigen Schildteil durch ein Druckschott getrennt ist.
Beim Hydroschild dient Bentonitschlamm als Stützflüssigkeit, die zusammen mit dem Ausbruchmaterial in
Rohrleitungen abgepumpt, durch Siebe und Zentrifugen im Tunnel oder oberirdisch abgetrennt und
wieder verwendet wird. Beim Druckluftschild dient, wie bereits von Greathead praktiziert, Druckluft zur
Stützung der Ortsbrust und zum Abhalten von Grundwasser. Der Hydroschild ist dem Luftschild jedoch überlegen,
da die Stützflüssigkeit für einen ideal angepassten Druckausgleich sorgt. Beim Luftschild hingegen besteht
die Gefahr, dass der Überdruck am First des Schilds den darüber liegenden Boden anhebt und es zu
einem Ausbläser kommt. In geschlossenen Systemen erfolgt der Abbau heute durch in den Schild eingebaute Tunnelbohrmaschinen (Schildvortriebsmaschinen), indem auf einer rotierenden Scheibe (Schneidrad) sitzende
Rollen und Kratzmeißel über die Ortsbrust bewegt werden. Der Durchmesser des Schneidrads entspricht dem Tunneldurchmesser, weshalb der Abbau vollflächig über den gesamten Tunnelquerschnitt erfolgt. Dies bezeichnet
man als Vollschnitt.
Beim offenen Schildvortrieb wird meist ein mobiles oder mit dem Schild verbundenes Abbaugerät verwendet,
das die Ortsbrust abschnittsweise bearbeitet (Teilschnitt). Diese Teilschnittmaschinen bestehen hauptsächlich
aus einem beweglichen Ausleger, an dessen Ende zum Beispiel ein meißelbesetzter Bohrkopf oder ein
Löffelbagger das Gestein abträgt. Das abgebaute Material wird mit einem Förderband und durch
schienengebundene oder gleislose Fördersysteme von der Ortsbrust wegtransportiert.
Der Ausbau hinter dem Schild besteht in der Regel aus vorgefertigten gewölbten Beton- oder Stahlsegmenten, den Tübbings, die auf Gleisen bis zum Schild herangekarrt werden. Ein Greifarm (Erektor) setzt sie an der Einbaustelle zu einem Ring zusammen, wo sie mit Bolzen an dem vorigen Ring befestigt werden. Dichtungsbänder in den Fugen der Tübbings verhindern das Eindringen von Grundwasser. Etwaige Hohlräume, die zwischen dem Gewölbe und dem umgebenden Material entstehen können, werden unter Druck mit Zementmörtel verfüllt.
Beim Rohrvortrieb werden, wie bereits beim Kanalbau erwähnt, vorgefertigte Rohrstücke von etwa zwei bis vier
Meter Länge in einem Vorpressschacht aneinander gereiht und taktweise unter manuellem oder mechanisiertem
Aushub an der Ortsbrust vorgetrieben. Dies ist auch im Grundwasser möglich, wenn die Vortriebsrohre abgedichtet
und unter Druckluft gesetzt werden.
Die weiteste Verbreitung besitzt die Spritzbetonbauweise oder neue österreichische Tunnelbauweise (NÖT).
Sie findet bei allen Tunneln der Bundesbahn-Neubaustrecken Anwendung. Hierbei wird durch günstige
Formgebung des Querschnitts sowie schnelles Einbringen eines Spritzbetongewölbes mit Stahlmatten
und stählernen Bögen die Entfestigung des Gebirges unterbunden und damit seine Tragwirkung erhalten.
Teilweise wird zunächst die Kalotte und erst später die Strosse vorgetrieben, bei langen Tunneln auch
gleichzeitig in großem Abstand. Durch vorlaufende Sicherungen wurde die Anwendung der
Spritzbetonbauweise auf immer weniger tragfähige Böden ermöglicht.
Beim Gefrierverfahren zirkuliert in vorher eingebohrten Gefrierrohren um den Tunnelquerschnitt eine
stark abgekühlte Flüssigkeit und gefriert das Porenwasser, sodass eine tragfähige temporäre Schale entsteht.
Alternativ kann das Gebirge durch Poreninjektionen (Einpressen erhärtender Flüssigkeiten in die Poren
des Gebirges) oder durch Hochdruckinjektionen voreilend gesichert werden. Bei dieser Zementierung
des Gebirges reißt eine aus der Düse des vorgetriebenen Injektionsrohrs austretende Zementsuspension
den Boden auf, vermischt sich mit ihm und härtet anschließend aus.
Meist wird der vorläufige Ausbau (Tübbings, Extrudierbeton, Spritzbeton) durch eine Innenschale, teilweise auch abgedichtet, ergänzt.
Die vierte Elbtunnelröhre als Beispiel für geschlossene Bauweise
Ein Tiefbauprojekt technischer Superlative, das in geschlossener Bauweise ausgeführt wird,
ist der Bau der vierten Röhre des Elbtunnels in Hamburg.
Die ersten drei Röhren, die Anfang der 1970er-Jahre in offener Bauweise verlegt wurden, sind dem heutigen Verkehrsaufkommen kaum noch gewachsen. Daher soll eine vierte Röhre bis Mitte 2002 fertig gestellt werden, die nur wenige Dutzend Meter westlich von den vorhandenen Röhren verläuft. Anders als bei ihnen will man aber diesmal Behinderungen des Schiffsverkehrs während des Baus vermeiden.
Bewerkstelligt wird das Kunststück mit der derzeit größten Schildvortriebsmaschine der Welt. Ihr Durchmesser
beträgt 14,2 Meter, ihre Länge rund 60 Meter (einschließlich Nachläufer) und ihr Gewicht etwa 2600 Tonnen,
wovon allein 2000 Tonnen auf den zwölf Meter langen Schild entfallen. Auch bei den Kosten kann das Projekt
mit spektakulären Zahlen aufwarten: Rund eine Milliarde wurden 1997 dafür veranschlagt, ohne Zinsen; finanziert
wird das Ganze nach privater Vorfinanzierung vom Staat.
Der gigantische stählerne Erdwurm namens Trude (akronymisch für »tief runter unter die Elbe«) frisst sich seit
November 1997 vom Südufer aus nordwärts in Richtung Bernadotte-Straße unter der Elbe und unter einem
Wohngebiet hindurch. Die Vortriebsstrecke beträgt mehr als 2,5 Kilometer und führt in einer Tiefe von nur
sieben bis zehn Metern unter dem Elbboden entlang. Eine Mindesttiefe von der Größe des Tunneldurchmessers,
wie sie sonst aus Sicherheitsgründen branchenüblich ist, konnte hier nicht eingehalten werden, da an beiden
Ufern für die Tunneleinfahrt nur eine relativ kurze Strecke zur Verfügung steht und die Steigung dort auf
etwa 3,5 Prozent begrenzt bleiben sollte. Der Vortrieb erfolgt dank Kreiselnavigation und lasergezielter
Steuerung millimetergenau.
Das zu durchfahrende Material ist sehr heterogen, weshalb der Mixschild von Trude eigens für den dortigen
Einsatz konzipiert und konstruiert wurde. Der Bohrkopf besteht aus fünf massiven Schneidenachsen, die mit
111 Stahlschabern und 31 Rollmeißeln bestückt sind, und ist von einem Schneidrad umgeben. Die Mitte des
Bohrkopfes ist getrennt drehbar, damit im Zentrum der Bohrbewegung auftretende Stauungen aufgelöst
werden können. Zwischen den Schneidenachsen, etwas weiter hinten, befinden sich Pressbacken, die Steine
von bis zu 1,2 Meter Durchmesser mühelos in ein maschinengängiges Format zerlegen — mühelos zumindest,
was die Techniker betrifft, die den Koloss steuern. Immerhin schluckt Trude beim Vortrieb 3 200 Kilowatt
elektrische Leistung. Rückwärtig gegen den Stahlbeton des Tunnels gestützt, erzeugt sie mit 32 doppelten Hydraulikpressen bis zu 15 000 Tonnen Anpressdruck für den rotierenden Vortriebsschild. Um die Reibung
an der Ortsbrust zu mindern und diese gleichzeitig hydraulisch zu stützen, wird eine Bentonitsuspension
vor den Schild gepumpt. Wasser- und Bodeneinbrüche lassen sich so verhindern, doch der Druck der
Stützflüssigkeit muss sorgfältig eingestellt werden, damit es nicht zu einem Ausbläser durch die relativ dünne
Erddecke kommt. Die aufgrund des Tidenhubs der Elbe schwankenden Druckverhältnisse müssen dabei
berücksichtigt werden. Das vom Bohrkopf abgetragene Material wird, vermischt mit Bentonitschlamm, nach
hinten aus der Röhre herausgepumpt. Dort wird das Gemisch aufgetrennt und der Schlamm in einem stetigen
Kreislauf wieder vor Ort befördert. Während Trude sich voranarbeitet, wird hinter ihrem zylinderförmigen Leib
der Tunnel ausgekleidet. Ein ringförmiger Greifer nimmt mit seinen Vakuumsaugplatten die Tübbings,
18 Tonnen schwere Stahlbetonsegmente, Stück für Stück auf und platziert sie exakt an ihrer Stelle in der
Tunnelwand, die unter geologisch günstigen Bedingungen täglich um bis zu 14, durchschnittlich aber nur
sechs bis sieben Meter länger wird. Bis zum Ende der Vortriebsstrecke, die im Herbst 1999 erreicht ist,
wird dieser Erektor 11 700 Tübbings herumgewuchtet und eingebaut haben.
Arbeitsbedingungen im Tunnelbau
Beim Tunnelbau muss für ausreichende Ventilation gesorgt werden, sowohl, um für Luft zum Atmen zu sorgen,
als auch, um zu explosiven Mischungen neigende Gase wie Methan oder — beim Bau von Felstunneln —
schädliche Gase nach Sprengungen zu beseitigen. Motorabgase werden direkt abgesaugt. Die Frischluftversorgung
erfolgt durch Ventilationsrohre, in denen sich in regelmäßigen Abständen Hilfsgebläse befinden.
Da am Arbeitsplatz durch die Bohr- und Fräsmaschinen sowie weiter hinten im Tunnel durch die Luft, welche
die Ventilationsrohre mit hoher Geschwindigkeit durchströmt, ein hoher Geräuschpegel herrscht, ist ein
Gehörschutz vorgeschrieben. Zur Kommunikation ist oft Zeichensprache erforderlich. Funkgeräte (mit Kopfhörern)
und anderes elektronisches Gerät sind bei Sprengungen verboten, da die Gefahr besteht, dass diese die
Zündschaltung der Ladungen aktivieren könnten. Bei Gewitter sind daher ebenfalls besondere Vorsichtsmaßnahmen
nötig.
Die Staubentwicklung bei Arbeiten im Fels wird durch aufgesprühtes Wasser, Nassbohrung und Abzugshauben
an den Bohrern gebremst. Zusätzlich ist das Tragen von Staubschutzmasken vorgeschrieben, um der Gefahr von
Silicose (Staublunge) vorzubeugen.
In einigen Tunneln ist eine Kühlung erforderlich, da das durchfahrene Gestein mancherorts Hitze ausstrahlt oder
sogar überhitzter Wasserdampf austritt.
Tunneleinrichtung und Sicherheit
Ein fertig gestellter Tunnel erfordert zu seinem Betrieb verschiedene Einrichtungen wie Beleuchtung, Belüftung, Entwässerung und Signalisation sowie bei großen Tunneln eine zentrale Überwachungsstelle.
Bei nahezu allen Straßentunneln ist eine mechanische Zwangslüftung erforderlich. Bei der Längslüftung wird
ein Luftzug im Verkehrsraum erzeugt, bei längeren Tunneln ist eine Querlüftung mit getrennten Zu- und Abluftkanälen erforderlich. Bei sehr langen Tunneln wird die Luft über zusätzliche Lüftungsschächte zur Geländeoberfläche ausgetauscht.
Zur Hilfeleistung bei Unfällen sind in einigen Tunneln Rettungsschächte oder -stollen angelegt; in Eisenbahntunneln
gibt es ständig einsatzbereite Rettungszüge.
Dass die Sicherheitseinrichtungen bei vielen bestehenden Tunneln noch immer ungenügend sind, zeigen
verschiedene schwere Unglücksfälle, die sich auch in der jüngsten Vergangenheit ereigneten.
Bei der Brandkatastrophe im Mont-Blanc-Tunnel war ein LKW mit einer Ladung Mehl und Margarine in Brand geraten.
Statt den Rauchabzug im Tunnel zu intensivieren, war aufgrund einer falschen Einstellung der Belüftung die Frischluftzufuhr erhöht worden, was das Feuer noch verstärkte.
Im Tauern-Tunnel hatte ein mit Lacken beladener LKW bei einem Auffahrunfall Feuer gefangen.
Die Hauptkritikpunkte der hinzugezogenen Sachverständigen sind mangelnde Leistung der
Absaugvorrichtungen für Rauch und das Fehlen von Rettungskorridoren in vielen Verkehrstunneln.
Das Europaparlament forderte als Reaktion auf die Katastrophen strengere EU-weite Sicherheitsstandards
und eine weitgehende Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Die österreichische Regierung beschloss Anfang Juni 1999 den Bau einer zweiten Röhre für den Tauern- und den Katschberg-Tunnel.
Dipl.-Ing. Dieter Stein
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
Kanalisationsbauten: Bauwerke unter unseren Füßen — Eine Kanalisation unter der Straße ist heute eine Selbstverständlichkeit. Das war allerdings nicht immer so: Im Mittelalter sah es da ganz besonders finster aus. .. Lange vorher, in den alten Hochkulturen, gab es sehr wohl bereits… … Universal-Lexikon
Häsler, Alfred A.: Gotthard. Als die Technik Weltgeschichte schrieb. Frauenfeld 1982.
Kolymbas, Dimitrios: Geotechnik - Tunnelbau und Tunnelmechanik. Eine systematische Einführung mit
besonderer Berücksichtigung mechanischer Probleme. Berlin u. a. 1998.
Maidl, Bernhard u. a.: Maschineller Tunnelbau im Schildvortrieb. Berlin 1995.
Müller-Salzburg, Leopold: Der Felsbau. 3 Bände. Stuttgart 1963-95.
Siedentop, Irmfried: Tunnel in Deutschland. Zürich 1980.
Striegler, Werner: Tunnelbau. Berlin u. a. 1993.
Taschenbuch für den Tunnelbau, herausgegeben von der DGGT, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V.
Essen 1976 ff.
Tunnelbau im Sprengvortrieb, Beiträge von Bernhard Maidl u. a. Berlin u. a. 1997.
Universal-Lexikon. 2012.
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Direct link
http://universal_lexikon.deacademic.com/312119/Tunnelbauten:_Offene_und_geschlossene_Bauweisen
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In Wikipedia:
Der Tunnelbau ist zur Herstellung unterirdischer Hohlräume (Tunnel, Stollen, Schächte, Kavernen u. ä.) für Verkehrs- und Versorgungseinrichtungen erforderlich. Bei geringer Überdeckung kann die offene Bauweise angewendet werden; bei vielen Vorhaben kommt jedoch nur der Untertagebau in geschlossener Bauweise in Frage, der sich die jahrtausendalten Erkenntnisse des Bergbaus zu Nutze macht.
Vielfach wurden Stollen vorgetrieben, die mit Stempeln und Verbau gesichert und dann ausgezimmert/-gemauert wurden. Dabei waren Erfahrungen aus dem Bau von Tonnengewölben hilfreich. Die heutigen modernen Formen des geschlossenen Tunnelbaus sind die Spritzbetonbauweise gemäß NÖT oder der Einsatz von offenen bzw. Schildvortriebs-Tunnelbohrmaschinen.
Inhaltsverzeichnis
Grundzüge
Der Tunnelbau zählt zu den faszinierendsten, aber auch schwierigsten Aufgaben im Baubereich. Zwischen dem dauerhaften Tunnelbauwerk, dem Ausbruch des erforderlichen Tunnelhohlraums und dem zu durchquerenden Gebirge bestehen direkte Abhängigkeiten. Das umgebende Gebirge wird für die Tragwirkung mit genutzt, wird also gewissermaßen zum Baustoff. Der Ausbruch des Tunnelhohlraums vollzieht sich meist in Gebirgsformationen, die auf Grund ihrer Entstehung unterschiedlich geschichtet, zudem gefaltet und in verschiedener Weise der Verwitterung und dem Wasserzutritt ausgesetzt sind. Der Bauuntergrund weist mit seinen Materialeigenschaften und deren Kennwerten große Streubreiten auf, denen die Bauverfahren und vor allem ihre Sicherungsmaßnahmen Rechnung tragen müssen.[1]
„Der Tunnelbau vereinigt Theorie und Praxis zu einer eigenen Ingenieurbaukunst. Bei Wichtung der vielen Einflüsse steht je nach dem Stand der eigenen Kenntnisse einmal die Praxis, das andere Mal mehr die Theorie im Vordergrund. Der Ingenieurtunnelbau wird heute weitgehend von Bauingenieuren betrieben, doch sollte sich jeder bewusst sein, dass Statik- und Massivbaukenntnisse allein nicht ausreichen. Geologie, Geomechanik, Maschinentechnik und insbesondere Bauverfahrenstechnik gehören gleichwertig dazu.“
Voraussetzung
Voraussetzung eines Tunnelbauvorhabens ist die genaue Kenntnis der geologischen Beschaffenheit und Festigkeit des Gebirges, der Gesteinsschichtung und -zusammensetzung und ihres Verlaufs sowie der Wasserführung der Gesteinsschichten, der auftretenden Drücke und die bodenmechanische Analyse. Umgrenzung des lichten Raumes, Stärke der Auskleidung, Abdichtung, Wasserführung und Belüftung werden im „Entwurfsquerschnitt“ beschrieben.
Im modernen Tunnelbau werden Brandschutzthemen in Form von Fluchtwegen, Notausstiegen, Brandmelde- und Sprinkleranlagen frühzeitig in die Planung mit einbezogen.
Begriffsklärungen
Im Tunnelbau werden Begriffe verwendet, die aus dem Bergbau stammen und daher nicht allgemeinverständlich sind. Die nebenstehende Grafik verdeutlicht die Bezeichnungen für den Tunnelquerschnitt.
- Kalotte – oberes Drittel des Tunnelquerschnitts
- Strosse – unterer Teil des Tunnelquerschnitts
- Firste – Decke des Tunnels
- Ulme – Seitenwand des Tunnels
- Sohle – Boden des Tunnels
Beim Ausbruch des Tunnelhohlraums, also dem „Rohbau des Tunnels“, sind gebräuchlich:
- Ortsbrust – Ausbruchquerschnitt im Gebirge
- Abschlagstiefe – mögliche Ausbruchtiefe (in Tunnellängsrichtung) ohne Sicherung
Die Untertagebauten werden eingeteilt in:
- Tunnel – langgestreckte, horizontal oder nur wenig geneigt verlaufende unterirdische Hohlräume mit mehr als 25 m² Querschnitt, vorwiegend als Straßen- oder Eisenbahntunnel,
- Stollen – langgestreckte, horizontal oder bis 20 % geneigt verlaufende unterirdische Hohlräume mit weniger als 25 m² Querschnitt, vorwiegend als Wasser- und Luftleitung, zur Aufnahme von Leitungen oder als Zugang für andere Untertagebauwerke genutzt,
- Schächte – langgestreckte, schräg verlaufende (mehr als 20 % geneigte) oder senkrechte Hohlräume zur Überwindung von Höhenunterschieden, Aufgaben ähnlich wie Stollen,
- Kavernen – Felshohlräume mit großen Querschnitten bei relativ kurzer Länge, vorwiegend als Lager, Speicher oder zur Aufnahme von Maschinen, z.B. für Wasserkraftwerke, genutzt.
Tunnelbaugeräte
Im Tunnelbau werden unter anderem folgende Maschinen verwendet:
- Geräte zum Lösen des Gesteins (Bagger, Bohrhämmer, Drehschlagbohrmaschinen, Schrämmaschinen, Tunnelbohrmaschinen, Schildvortriebsmaschinen), Sprengmittel
- Geräte zum Laden des Gesteins (Schotterbänder, Stollen- oder Schaufellader, Radlader)
- Geräte zum Transport des Gesteins (Loren, Feldbahnen, Tiefmuldentransporter, Transportbänder)
- Geräte zum Betonieren (Betonpumpen, Betonspritzgeräte (sog. Spritzbüffel), pneumatische Betonfördermittel, Schalwagen)
Bauweisen und Vortrieb
Grundsätzlich wird zwischen offener Bauweise, auch cut and cover-Verfahren genannt, bei der der Tunnel von oben her gebaut wird, und geschlossener oder auch bergmännischer Bauweise, bei der der Tunnel von einem oder beiden Endpunkten her vorangetrieben wird, unterschieden. Des Weiteren wird in zyklischen (NÖT – Neue Österreichische Tunnelbaumethode bzw. Spritzbetonmethode) und kontinuierlichen Vortrieb mit Tunnelbohrmaschinen (ggf. im Schildvortrieb) unterschieden.
Der Durchschlag, bei dem sich die beiden Vortriebsenden treffen, wird mit einer Feier begangen.
Tunnelbau in festem Gestein
Der Ausbruch beim zyklischen Vortrieb erfolgt durch Schießen (Sprengvortrieb), durch Baggern (Baggervortrieb) oder als Hybridvortrieb (Mischverfahren aus Bagger- und Sprengvortrieb); das gelöste Gestein wird anschließend mit Lademaschinen auf Fördermittel geladen und abtransportiert. Die allgemeinen Ausbrucharbeiten umfassen Bohr- und Sprengarbeiten, das Gesteinaufladen, den Abtransport des Abraums, die Durchführung von Sicherheitsmaßnahmen (Stollen- oder Tunnelzimmerung) und die Auskleidung.
Vortrieb ist dabei die Bezeichnung für die Bauweise, aber auch die gewonnene Strecke, die in Meter pro Tag angegeben wird.
- Bei der traditionellen Bauweise wird ein Richtstollen als First- oder Sohlstollen ins Gebirge vorgetrieben. Anschließend erfolgt der Gesteinsausbruch abschnittsweise bis zur Erstreckung des Gesamtquerschnitts. Danach schließen sich Sicherung gegen Nachbrechen und Vollausbau als weitere Arbeitsschritte an. Die traditionelle Bauweise erfordert zur Sicherung einen großen Aufwand Holz.
- Beim modernen Vollausbau werden freigelegte Flächen durch Spritzbeton, Felsanker, Stahlbögen und andere Bauelemente gesichert. Durch Einsatz von vollautomatischen Großmaschinen kann die Auszimmerung entfallen. Diese Methode nennt man auch Neue Österreichische Tunnelbaumethode.
Tunnelbau in nicht standfestem Gestein
Bei nicht standfestem Gestein wird der Ausbruch teilweise noch nach traditioneller, aber modifizierter Bauweise vorgenommen. Die Ursachen für nicht standfestes Gestein sind fast ausnahmslos sogenannte Störzonen.
- Kernbau
Bei der Kernbauweise oder deutschen Bauweise werden zuerst zwei seitliche Sohlstollen als Raum für die Widerlager und ein Firststollen ausgebrochen, bevor man sich durch die Firste zu den Sohlstollen vorarbeitet. Erst nach Fertigstellung der Tunnelwandung wird der Massivkern herausgebrochen.
- Belgische Bauweise
Bei der Unterfangbauweise oder belgischen Bauweise beginnt man mit dem Ausbau und der Abstützung der Firste (= Kalotte). Daran schließt sich die Ausführung des Widerlagers abschnittsweise durch seitliches Einschlitzen von einem Richtstollen aus an (= Strossenbau).
- Alte österreichische Bauweise
Bei der Alten österreichischen Bauweise wird ein Sohlstollen vorangetrieben, der vergrößert wird. Daran schließt sich das Aufschlitzen bis zum First an. Von dort aus erfolgt der Vollausbruch.
- Vortrieb
Bei der Vortriebsbauweise oder englischen Bauweise erfolgt der Vollausbruch nacheinander, an den sich das Einziehen des Gewölbes unmittelbar anschließt.
- Versatz
Bei der Versatzbauweise oder italienischen Bauweise beginnt man mit dem Ausbruch des unteren Drittels und dem sofortigen Einziehen des unteren Widerlagerteils und Sohlengewölbes.
- Ringbau
Zu den modernen Bauverfahren gehört die Ringbauweise, die mit dem Ausbruch und Ausräumen der Kalotte beginnt. Daran schließt sich das Verlegen mehrteiliger Ringschwellen an, wobei der Ring von Sohl- oder Ringschwelle, Lehrbogen, Reiter und Ausbruchbogen gebildet wird. Nach dem Aufbringen von Spritzbeton kann die Strosse ausgeräumt und das Sohlgewölbe hergestellt werden.
- Messerbauweise
Die Messerbauweise bedient sich die Firste sichernder, stählerner, zugespitzter Kanaldielen, die am Rand des Gewölbes als Vortriebsmesser bei gleichzeitigem Vortrieb der Tunnelbrust ins Gebirge vorgetrieben werden. Das Gewölbe wird abschnittsweise produziert.
- Schildvortrieb
Bei der Schildvortriebsweise, die im Lockergestein ihre Anwendung findet, wird ein als Deckschild bezeichneter Stahlzylinder im Querschnitt des späteren Tunnelprofils mit hydraulischen Pressen vorangetrieben, die sich ihrerseits gegen das fertige Gewölbe abstützen. In seinem Schutz kann durch eine rotierende Bodenfräse im Vortriebsverfahren die Tunnelröhre ausgeräumt und durch Felsanker und Spritzbeton befestigt werden. Im nächsten Arbeitsgang wird das Gewölbe nach Einziehen der Pressen mit Beton- oder Stahltübbings ausgekleidet. Bei wasserführenden Gesteinsschichten kann der Arbeitsraum durch eine Rückwand abgeschlossen und so unter Überdruck gesetzt werden, dass kein Wasser einbricht.
- Gefrierverfahren
Beim Gefrierverfahren können zur Unterfahrung schwerer Bauwerke Rohrschirmdecken eingesetzt werden, wobei dicke Stahlrohre unter die Fundamente vorgetrieben und mit Stahlbeton ausgegossen werden. Vereinzelt wird wassergesättigter, schwimmender Beton vor dem Ausbruch vereist oder versteinert.
Offene Bauweise
Die offene Bauweise wird bei geringer Überdeckung verwendet. Ein typisches Einsatzgebiet sind Unterpflasterbahnen. Allerdings wird dort zunehmend auch bergmännisch gebaut, um Verkehrsbehinderungen und Belästigung der Anwohner zu vermeiden und um sich das Umlegen von Versorgungsleitungen zu ersparen.
- Bei der herkömmlichen offenen Bauweise bleibt die Baugrube während der gesamten Bauzeit offen. Die seitlichen Verbauwände werden vor oder beim Bodenaushub niedergetrieben.
- Bei der Deckelbauweise werden Bohrpfähle oder Schlitzwände aus Stahlbeton errichtet, zwischen denen die Baugrube ausgehoben wird. Sobald die Höhe erreicht ist, in der Bagger und Radlader arbeiten können, wird die Grube zur Aufrechterhaltung des darüber fließenden Straßenverkehrs abgedeckelt. Die Deckelbauweise findet beim Bau von Unterpflasterbahnen Anwendung.
- Zur Querung von Gewässern wird die Einschwimm- und Absenktechnik in Deutschland selten angewandt. Bei ihr werden an Land vorgefertigte Senkkästen (Caissonverfahren) oder Tunnelstücke eingeschwommen und im ausgespülten Flussbett versenkt. Beispiel: Warnowtunnel
Beurteilung des Gebirges für den Tunnelbau
Grundlagen für die Auslegung und Berechnung der Tunnelbauwerke, für die Wahl der Ausbruchmethode und für die Auswahl der zwischenzeitlichen Ausbruchsicherungen während des Baus bilden:
Gebirgs- klassen |
Stehzeit |
Repräsentative Gebirgsarten |
Standzeit bei ungesicherter Spannweite Dauer|Länge(m) |
Gebirgsverhalten und Sicherung |
Spritzbeton | |
---|---|---|---|---|---|---|
A | Standfest |
20 Jahre |
4 |
nicht erforderlich |
||
B | Nachbrüchig |
Quarzphyllite Chloritschiefer Kalkglimmer- schiefer |
0,5 Jahre |
4 |
Leichte Nachbrüche |
2 bis 3 cm im Kopfbereich |
C |
Leicht gebräch |
Dolomit in Störungs- streifen |
7 Tage |
3 |
Anfängliche Standfestigkeit, Nachbrüche nach Monaten |
3 bis 5 cm im Kopfbereich |
D | Gebräch |
Tonmergel mürbe Sandsteine |
5 Std. |
1,5 |
Beim Ausbruch standfest, später kräftige Nach- brüche |
5 bis 7 cm, im Kopfbereich mit Baustahlgewebe |
E |
Sehr gebräch |
Mergelige Sandsteine Tonglimmerschiefer Hartmergel Kalkblätterschiefer |
20 Min. |
0,8 |
Beim Ausbruch starke Auflockerung, örtlich begrenzte Firstbrüche |
7 bis 15 cm mit Baustahlgewebe |
F | Druckhaft |
Schiefer Mergelschiefer Mergel bergfeuchter Ton |
2 Min. |
0,4 |
Sehr dichte und schwere Sicherung erforderlich |
15 bis 20 cm mit Baustahlgewebe ergänzt mit Stahlbögen |
G |
Sehr druckhaft |
Schiefertone, mürbe Mergel |
10 Sek. |
0,15 |
Vorauseilende Sicherung |
ausgesteifte Stahlbögen, nachträglich Spritzbeton |
- Die Ergebnisse der Vorerkundungen mit Aufschlussbohrungen,
- Die hierauf aufbauende qualitativen und quantitativen Beschreibung des Gebirges mit Materialkennwerten,
- Gefährdungsbilder und Risikoanalysen.
Zur Beurteilung des Gebirges sind drei Klassifizierungssysteme gebräuchlich, die diese Zuordnung mit der Fragestellung wie, wann, was erreichen:
- Wie das Gebirge auf den Ausbruch reagiert, beschreibt das Gebirgsverhalten mit Gefährdungsbildern wie Steinfall, Niederbrüche, Bergschlag, Sohlhebung, Querschnittsverengung und Wasser- oder Gasaustritt.
- Wann das Gebirge mit abbrechendem Gestein (Nachbruch) reagiert, gibt die Stehzeit nach dem Ausbrechen des Hohlraums an.
- Was an Sicherungs- und Ausbaumaßnahmen erforderlich ist, beschreibt die Einordnung des Gebirges nach erforderlichen Sicherungsmaßnahmen.[1]
Die ersten beiden Gruppen ordnen die auftretenden Eigenschaften zu und grenzen die Maßnahmen ein, die in der dritten Gruppe zur Auswahl kommen, wie die Tabelle im Überblick zeigt. Siehe auch [3]
Ausführung von Untertagebauwerken
Organisationsformen
Zur Erstellung von Untertagebauwerken kommen drei Organisationsformen der Bauwirtschaft in Frage: [1]
- Bei der Organisationsform des Einzelleistungsträgers sucht der Bauherr im Rahmen einer Ausschreibung mit einem detailliert ausgearbeiteten Leistungsverzeichnis und Vorgabe der Ausbruch- und Vortriebsklassen nach einem geeigneten Bauunternehmen. Dies ist die im Untertagebau am häufigsten genutzte Organisationsform.
- Die zweite Form stellt das Generalunternehmermodell dar, bei der die Gesamtleistung in einer funktionalen Ausschreibung mit einem Leistungsprogramm mit generellen Vorgaben u.a. zu Ausbruchklassen und Abrechnungssystemen vorgegeben wird.
- Die dritte Form besteht in der Vergabe an einen Totalunternehmer mit funktionaler Ausschreibung. Der Totalunternehmer zieht geeignete Bauunternehmen für die Bauaufgabe zusammen, ist meist nicht oder nur mit einem geringen Anteil selbst in der Bauausführung tätig. Diese Form wurde im Untertagebau bisher nur in wenigen Fällen gewählt.
Planungs- und Ausführungsphasen
Die Leistungen bei einer Projektdurchführung mit einem Einzelleistungsträger laufen in den Planungs- und Ausführungsphasen in folgender Weise mit klar abgegrenzten Aufgabenzuordnungen ab: In der Konzeptphase werden vom Bauherrn zunächst Vorstudien erstellt, die mit dem Vorentwurf genauer bearbeitet werden und in einer Konzept- und Machbarkeitsstudie als abschließender Entscheidungsgrundlage für diese Planungsphase münden. Im nächsten Schritt folgen geologische Studien und eine erste Zusammenstellung der Kosten als Kostenschätzung mit einem üblichen Genauigkeitsbereich von ± 30 bis 50 %.
Es schließt sich die Bauprojektphase an, in der weitergehende Baugrunduntersuchungen durchgeführt werden, geologische und ökologische Gutachten erstellt und eine grobe Einteilung in Ausbruchklassen vorgenommen werden.
Anschließend folgt das Genehmigungsverfahren, meist als Planfeststellungsverfahren. Im Planfeststellungsbeschluss werden die wesentlichen Genehmigungsauflagen für die weitere Planung und Ausführung festgelegt. Hierin enthalten sind insbesondere die Gewährleistung der Umweltverträglichkeit und des Schutzes der Interessen Dritter. Die Genehmigungsauflagen ergänzen die Leistungsbeschreibung der nachfolgenden Ausschreibung.
In der Bauprojektphase wird die Ausführungsplanung auf Basis der bisher arbeitende Unterlagen erstellt und verfeinert. Meist werden in dieser Phase ergänzende Baugrunduntersuchungen nötig, um offene Fragen für das Aufstellen des Leistungsverzeichnisses zu klären. Im Leistungsverzeichnis werden Vortriebsverfahren und die zugehörigen Sicherungen sowie die Einteilung des Bauwerks in Ausbruchklassen festgeschrieben. Damit gibt der Bauherr bei dieser Organisationsform des Einzelleistungsträgers weitestgehend das Bauverfahren, die Konstruktion des Bauwerks und den Bauablauf vor. Er gewährt einen gewissen Spielraum für Vorschläge von alternativen Bauabläufen oder Ausbauweisen, die von den Anbietern als Sondervorschläge im Rahmen der Angebote unterbreitet werden können.
Nach der Ausschreibung, dem damit verbundenen Preiswettbewerb und der Auftragsvergabe führt der Bauunternehmer die einzelnen Bauabschnitte aus. Sofern Sondervorschläge beauftragt wurden, kann eine Anpassung der vorliegenden Genehmigung mit einem Planänderungsverfahren erforderlich werden. Der Bauunternehmer ist für die richtige Wahl der Geräte und Abläufe verantwortlich, die sich aus den vorgegebenen Bauverfahren und der richtigen Behandlung des Baugrunds ergeben. Veränderte geologische Verhältnisse zeigt der Bauunternehmer dem Bauherrn an, der über Änderungen der Ausbruch- bzw. Sicherungsklassen entscheidet.
Vor- und Nachteile der Ausführung mit einem Einzelleistungsträger
Als Vorteil dieser Organisationsform kann der Bauherr individuell Planung und Ausführung beeinflussen, insbesondere Qualität und damit auch den Preis. Bei Planänderungen steht mit dem vereinbarten Leistungsverzeichnis eine gute Grundlage zur beidseitigen Abwicklung bereit. Dies spielt besonders eine Rolle, wenn sich aus der Geologie oder aus den Genehmigungsauflagen Unwägbarkeiten ergeben. Vorteilhaft ist bei diesem Verfahren ferner, dass mit der Ausschreibung der Preiswettbewerb zwischen den anbietenden Firmen genutzt werden kann.
Als Nachteil bei der Organisationsform des Einzelleistungsträgers besteht für den Bauherrn weiterhin das finanzielle und terminliche Risiko. Das grundlegende Risiko des Baugrundes verbleibt unabhängig von der Organisationsform beim Bauherrn, da er den Baugrund „zur Verfügung“ stellt und somit für die Beschaffenheit verantwortlich ist – Grundsatz: „Baugrund ist Bauherren-Risiko“. Im Tunnelbau ist dies besonders bedeutsam, da das umgebende Gebirge Teil des Bauwerks wird. Ergeben sich Unterschiede zwischen dem tatsächlich vorgefundenen Zustand und dem vereinbarten Leistungsverzeichnis, so gehen die daraus entstehenden Aufwendungen zu Lasten des Bauherrn.
Der Bauherr ist bei dieser Organisationsform außerdem für die Schnittstellenkoordination zu den anderen Leistungsträgern verantwortlich. Die stufenweise Bearbeitung der Planungsphase vor der Ausführung lässt keine beschleunigende Projektabwicklung zu, hieraus entsteht meist eine lange Projektdauer. Durch die Vorgabe der Tunnelausbaumethoden können besondere Kenntnisse und Methoden des Unternehmers nur begrenzt im Rahmen der genannten Sondervorschläge genutzt werden, die keine grundlegenden Änderungen zulassen. Aufgrund des reinen Preiswettbewerbs ist der Unternehmer meist daran interessiert, über Nachtragsforderungen seine oft enge Gewinnspanne zu vergrößern und die wirtschaftliche Auskömmlichkeit des Vorhabens zu verbessern.[1]
Bei der Organisationsform des Einzelleistungsträgers ist für den Unternehmer vorteilhaft, dass er kein Risiko aus Abweichungen der Leistungsbeschreibung tragen muss und im Falle eines Einheitspreisvertrages alle ausgeführten Leistungen vergütet bekommt, auch die vorgenannten geänderten oder zusätzlichen Leistungen.
Literatur
W. Schubert, A. Fasching, A. Gaich, R. Fuchs: Neue Methoden in der Datenerfassung und -darstellung im Tunnelbau. In: Unterirdisches Bauen 2000. Herausforderungen und Entwicklungspotentiale. STUVA Tagung ́1999, STUVA, Köln 1999 (Kurzfassung, abgerufen am 18. Mai 2014).
Siehe auch
Weblinks
- Tabelle aller deutschen Eisenbahn-Tunnel, sortiert nach verschiedenen Kriterien
- Historische Eisenbahntunnel in den Alpen
- Vor der Hacke ist es dunkel – Artikel zu Innovationen im Tunnelbau auf dem Geowissenschaften-Portal planeterde
Einzelnachweise
- Bernhard Maidl: Handbuch des Tunnel- und Stollenbaus, Band I und II. 3. Auflage. Essen 2004.
- Gerhard Grimscheid: Baubetrieb und Bauverfahren im Tunnelbau. 2. Auflage. Berlin 2008.
- Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.: Empfehlungen des Arbeitskreises „Tunnelbau“ – ETB. Ernst & Sohn, Berlin 1995.
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